bahnorama als „Design-Fenster“ – Design am und im Hauptbahnhof

Viel zu wenig bekannt ist, dass das bahnorama neben seiner Funktion als BesucherInnen-Zentrum und Medien-Treffpunkt gewissermaßen auch als „Blick in die Zukunft“ dient.
So ist im Bereich des Gastgartens bereits die zukünftige Pflasterung des Vorplatzes Süd und Nord bzw. Varianten davon zu sehen.

Im Außenbereich des bahnorama auf Höhe Sonnwendgasse lädt die Sitzbank zum Kennenlernen des geplanten öffentlichen Sitzmobiliars ein. Es wird eine kleine Änderung geben. Damit die Bank ja nicht zum Liegen missbraucht wird, wird es noch
Armstützen geben, die die Bank in einzelne Sitzflächen teilen werden.

Vor dem Eingang ins bahnorama kann man sehen, wie die Bahnsteige am zukünftigen Hauptbahnhof aussehen werden.

Im Foyer des bahnorama sieht man die zukünftige Gestaltung des Bodens im Inneren des zukünftigen Stationsgebäudes. Dabei handelt es sich um Steinplatten österreichischer Herkunft.

Im neuen Hauptbahnhof sind die Bahnsteige viel zu schmal.

Die geplanten Bahnsteige sind nur ca. 12,5 Meter breit. Für einen Bahnhof dieser Größenordnung (TEN-Knoten) sind sie viel zu schmal. Dies bringt in mehrerer Hinsicht Probleme mit sich:

Es ist maximal für 3 Rolltreppen nebeneinander auf einem Bahnsteig Platz

Rolltreppen und feste Treppe können wegen der geringen Breite des Bahnsteiges nicht nebeneinander situiert werden, sondern müssen hintereinander angeordnet werden. Das ist unübersichtlich und wirkt verwirrend für die Fahrgäste.

Zwischen Bahnsteigkante und den Abgang bleiben 3,28 Meter Bewegungsraum für alle Fahrgäste, die zu den Rolltreppen streben. Wenn ein Zug auf dem Gleis steht, dann verringert sich der zur Verfügung stehende Raum um weitere 50 cm auf 2,78 Meter. Hier ist das Gedränge vorprogrammiert.

Planausschnitt mit den Rolltreppen und der festen Stiege

Planausschnitt mit den Rolltreppen und der festen Stiege

An einem Ende des Bahnsteigs, beim Abgang Mommsengasse ist nur Platz für eine Rolltreppe und eine daneben liegende feste Treppe. Dies bedeutet, dass die Fahrgäste in einer Richtung auf jeden Fall die feste Treppe benützen müssen. Zwei Rolltreppen, eine in jede Richtung, ist eine Mindestforderung für die Bahnsteige eines Hauptbahnhofs einer Weltstadt.

Abgang bei der verlängerten Mommsengasse mit nur einer Rolltreppe

Abgang bei der verlängerten Mommsengasse mit nur einer Rolltreppe

Zur Entlastung der beiden geplanten Abgänge ist es dringend notwendig von jedem Bahnsteig einen zusätzlichen Abgang bei der Argentinierstraße zu errichten. Von diesem Abgang gäbe es eine relativ kurze Gehstrecke zu den neu geschaffenen Abgängen der Schnellbahnstation. Dies würde eine zusätzliche Entlastung für die Bahnhofshalle bringen.

Bisher kann von einer nur ansatzweise zukunftsorientierten Planung hier keine Rede sein.

ÖBB plant nicht für die Zukunft

Aus den vorliegenden Unterlagen ist ersichtlich, dass die Bahnsteige im neuen Hauptbahnhof mit einer Breite von bis zu 12,50 Meter geplant sind.

Auf meiner Urlaubsreise nach Krakau besuchte ich den dortigen Bahnhof und ich staunte nicht schlecht über die großzügig Bahnsteige mit 15 bis 17 Meter Breite. Und dieser Bahnhof hat schon einige Jahre gesehen.

Bahnsteig Krakau

Bahnsteig Krakau

Aber man muss nicht bis nach Krakau reisen, denn das bessere liegt so nah: der Bahnhof Nord/Praterstern. Dort haben die Bahnsteige eine Breite bis zu 27 Meter. Das ist doppelt so breit wie im zukünftigen Hauptbahnhof.

Bahnsteig Praterstern

Bahnsteig Praterstern

Im Gegensatz zum Hauptbahnhof gibt es neben dem Bahnhof Nord/Praterstern keine Grundstücke zu verkaufen. Der Hauptbahnhof wurde besonders „schmal“ geplant und man hat möglichst schmale Bahnsteige vorgesehen, um neben dem Bahnhof viele Flächen für den Verkauf und die Immobilienentwicklung zu gewinnen. Der ÖBB war das schnelle Geld aus dem Verkauf der Immobilien viel wichtiger, als die Zufriedenheit der BahnkundInnen. Breitere Bahnsteige bedeuten mehr Bequemlichkeit für die Fahrgäste, kein Gedränge, und wären eine gute Investition in die Zukunft und den Komfort der Fahrgäste gewesen.

Umweltvorzeigeprojekt ist der neue Hauptbahnhof keines

Der neue Hauptbahnhof ist eines der wichtigsten Projekte der Stadt Wien. Seit Jahrzehnten ist von einer Bündelung des Schienenverkehrs in einem zentralen Bahnhof die Rede. Der neue Hauptbahnhof soll ein Jahrhundertentwurf werden, so wünschen es sich zumindest die Bundesregierung, die Stadt Wien und die ÖBB. Im November 2008 soll der UVP-Bescheid (Umweltverträglichkeitsprüfung) erlassen werden.

Das Ende des Erdölzeitalters bringt mehr Bahnreisende

Der Bahnhof ist eine Zukunftsinvestition und wenn die Erdölpreise weiterhin so rasant steigen, werden mehr Menschen die Bahn benützen als bisher. Erdöl wird knapper und teurer, die Bahn wird damit wieder attraktiver. Wir müssen das Reisen, aber vor allem die Bahnhöfe so attraktiv wie nur möglich gestalten. Es braucht Platz, die Menschen müssen sich bewegen können, statt eingepfercht sich zu drängen. Leider ist der Bahnhof aber zu eng geplant. In dem Teil der UVP Unterlagen, die die Bahnsteige, die Stiegen und Rolltreppen aber auch die Verteilerhalle betreffen, wird der ganze Bahnhof als zu eng, die Stiegen bei Stoßzeiten als zu überfüllt bezeichnet. Die Verteilerhalle erinnert an die am Schwedenplatz zur Hauptverkehrszeit. Schuld daran trägt die Immobilienentwicklung am Bahnhof. Man könnte auch sagen die Immobilieninteressen der Bahn haben gegen die Passagiere die Oberhand gewonnen. Das deutet des ÖBB eigene Papier an. Das ganze ist keineswegs geheim, es ist ein Teil der Öffentlichen Auflage.